Wie viele andere Kühe im Stall Gue hat auch Huddlestone Monument Janice-P VG-86 ein außergewöhnliches Pedigree. In der Mutterlinie der Tochter von Bomaz Monument-P sind Töchter von VH Balisto Brook, Grafit und Morningview Levi zu finden.
„Viele Leute konzentrieren sich beim linearen Profil von Bullen auf einzelne Merkmale, dabei geht es eigentlich darum, dass die Eigenschaften ausgewogen sind…“ Keith Gue redet gern und sehr offen über aktuelle Themen aus der Zucht und über die Zuchtstrategie seines Familienbetriebs Huddlestone Farm in West-Sussex. Dort verlegte man sich schon vor 20 Jahren darauf, kleinere Holsteinkühe zu züchten. Der britische Gesamtzuchtwert PLI hat Vorrang bei der Bullenselektion der Gues, außerdem ein geringeres Körpergewicht und eine höhere Futtereffizienz. Das Zuchtziel sind funktionale, ausbalancierte und fruchtbare Kühe, die schon in jungen Jahren mehrere Laktationen absolvieren können.
BERT WESSELDIJK HAN HOPMAN
„Unsere Kühe haben die schönste Aussicht in ganz Sussex…“ Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht führt uns Keith Gue in seinen Boxenlaufstall. Der sympathische Engländer hat uns nicht zu viel versprochen. Der Stall in der Nähe von Steyning, nur 5 km Luftlinie von der Küste entfernt, steht auf einem Hügel und lässt über den offenen Seitengiebel einen phänomenalen Panoramablick über das Tal zu. Die 450 Kopf große Milchviehherde von Huddlestone Farm hat aber nicht nur eine schöne Aussicht, sondern auch einen geräumigen Stall mit viel frischer Luft und Kuhkomfort. Seit letztem Januar übernehmen acht Roboter das Melken - zur großen Zufriedenheit von Familie Gue. Keith bewirtschaftet den Betrieb gemeinsam mit seinen Brüdern Matt und Ryan und ihren Eltern Tim und Marion. „Seit wir die Roboter haben, ist die Leistung um 10 % auf durchschnittlich 41 kg am Tag gestiegen. Nur zwei Kühe aus der gesamten Herde ließen sich nicht mit dem Roboter melken“, berichtet Keith. Ein Melkroboter wird für die Gruppe der 40 bis 45 abgekalbten Kühe genutzt, die übrige Herde ist in drei Leistungsgruppen eingeteilt: melkende Färsen, junge und ältere Kühe. „Durch die Roboter herrscht viel mehr Ruhe im Stall und auch die Klauengesundheit hat sich verbessert. Die Kühe brauchen nicht mehr in einem Wartebereich zu stehen und haben weniger Stress.“
KLEINER
Die Gues sind authentisch und zukunftsorientiert. Beim Management, aber natürlich auch in der Zucht. Im Bereich Genomics gehören sie sogar zu den Pionieren ihres Landes. Schon seit 2011 werden alle Tiere auf dem Betrieb DNA-getestet. Vor gut 20 Jahren änderte die Familie ihre Zuchtstrategie drastisch. „Wir haben die Größe verringert“, fasst Keith diesen Umschwung kurz und bündig zusammen. Er fährt fort: „Wir wollten kleinere Kühe, aber trotzdem mit den richtigen Proportionen. Wir achten nie auf einzelne lineare Merkmale, sondern auf die richtige Kombination von Größe und Brustbreite. Am liebsten sind uns Bullen mit -1.0 bis -1.5 für Größe und 0 bis -0.5 für Brustbreite. Die Differenz zwischen Größe und Brustbreite muss mindestens eine Standardabweichung betragen, dann hat die Kuh die richtigen Proportionen.“ Zur Verdeutlichung zeigt Keith auf Huddlestone Outback Steffi, die in der zweiten Laktation voraussichtlich 13.000 kg 4,5 % 3,5 % produzieren wird. Ihre DNA-Zuchtwerte weisen -3.36 für Größe und -1.30 für Brustbreite aus. „Diese Kuh ist nicht viel größer als eine Jersey, aber sie ist die effizienteste Kuh der ganzen Herde“, sagt Keith über die Outback-Tochter aus einer Solaris-Shamrock-Mutter. „Solche Kühe wollen wir, Kühe mit diesen Proportionen!“ Bei der Bullenselektion bevorzugen die Gues hohe PLI-Bullen, die zu etwas weniger Körpergewicht und einer höheren Futtereffizienz tendieren. Über Bullen mit überdurchschnittlicher Größe sagt Keith: „So ein Bulle müsste schon enorm attraktiv sein, damit wir ihn einsetzen. Und dann auch nur, wenn er auch viel Brustbreite vererbt.“
DIVERSITÄT
Bei der Auswahl weiblicher Donoren (15 - 20 ET-Färsen pro Jahr) orientiert man sich ebenfalls an der PLI-Rangierung. „Zuerst suchen wir die höchsten Tiere heraus, dann scannen wir den Rest der Liste, wobei wir etwas weniger hoch platzierte Tiere auswählen, die hornlos sind oder ein außergewöhnliches Pedigree haben“, erklärt Keith. Als Beispiel nennt er Huddlestone Avery Collette (768 gPLI): Denovo Avery (<Crimson) x Glamour Boghill Victor (<Verona) x Larcrest Comment (<Balisto) x Borussia (<Butch). „Wir möchten möglichst viel Diversität für unser Spülprogramm, sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite. Um die Risiken zu streuen und mit möglichst vielen Linien zu arbeiten. Die 15 aktuellen Donortiere kommen aus elf verschiedenen Mutterlinien, und wir haben Trächtigkeiten von 27 verschiedenen Vätern.“ Dass außergewöhnliche Pedigrees sehr interessant für die Zucht sein können, unterstreichen zwei Huddlestone-Bullen, die kürzlich an Genus gingen. Huddlestone Slindon und Pyecombe sind Söhne von Invictus bzw. Plinko aus einer Applejax-Fantasmic-Danillo-Mutter. Beide Bullen können ein DNA-Profil mit hohen Fruchtbarkeitszuchtwerten vorweisen und kombinieren -2.02 und -1.06 für Größe mit -0.73 bzw. +0.80 für Brustbreite.
LEISTUNGSSPITZEN
Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer haben seit Jahren einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert bei den Gues. „Die Selektion auf Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer bringt uns Leistung“, meint Tim Gue. „Viele Züchter sagen, dass die Leistung von selbst kommt, wenn man auf Exterieur züchtet. Wir glauben eher, dass man, wenn man sich auf Nutzungsdauer und Fruchtbarkeit konzentriert, eine höhere Leistung bekommt. Bei der Selektion auf Fruchtbarkeit werden die Kühe schneller tragend und erreichen schneller wieder Spitzenleistungen.“ Den Worten seines Vater fügt Keith hinzu: „Wir möchten gern junge „alte“ Kühe. Fünftkalbskühe, die sechs Jahre alt sind, sind „alte“ Kühe, die noch jung aussehen und die ihre Milch mit relativ vielen Leistungsspitzen produziert haben.“ Eine Herde mit vielen älteren Kühen liefert mehr Milch, wissen Vater und Sohn Gue. Und in einer älteren Herde gibt es mehr exzellente Kühe. 2021 gehörte Huddlestone (mit 107 Tieren) sogar zu den Top-10 der britischen Betriebe mit den meisten EX-Kühen. Obwohl Familie Gue bei der Bullenauswahl nicht auf Exterieur achtet. Ganz und gar nicht: „Alles ist wichtiger als Exterieur“, sagt Keith überzeugt. „Bei der Selektion auf Exterieur konzentriert man sich fast immer auf Extreme, vor allem bei den Eutermerkmalen. Das resultiert in einer zunehmenden Größe und einem Ungleichgewicht in den Körpermerkmalen. Und gerade das möchten wir auf keinen Fall. Wir wollen keine extremen Euter oder großen Färsen, sondern Tiere, die gut sind und vor allem gut in Balance“, erläutert Keith und gibt an, dass viele Leute in der Zucht nicht lesen können, was genau ein lineares Profil beschreibt, und dass sie nicht wissen, wie eine Kuh grundsätzlich auszusehen hat. Natürlich gefällt auch Tim und Keith Gue ein gutes Exterieur, aber für sie dreht sich alles um die richtige Balance. „Nur ältere Kühe werden Excellent. Und nur aus Färsen, die ausbalanciert sind, werden gute alte Kühe.“ l
Huddlestone in Großbritannien
Familie Gue bewirtschaftet Huddlestone Farm: Tim und Marion mit ihren Söhnen Keith, Matt und Ryan.
Betrieb in Steyning (West-Sussex) im Süden von England, 6 km von der Küste und 10 km vom Badeort Brighton entfernt Besitzer: Tim, Marion, Keith, Matt und Ryan Gue 455 Milch- und Zuchtkühe, 300 Kopf Jungvieh und 300 North Country Mule Schafe 650 ha: Grünland, Mais, Gerste und Weizen Ration: jeweils zur Hälfte Gras- und Maissilage, Rapsschrot, Sojaschalen, Gerste, Melasse, Maisflocken und max. 5,5 kg Pellets Durchschnittliche Tagesleistung: 41 kg 4,31 % 3,39 % (Roboter) Aktuelle Bullen: Denovo Highview, Denovo Leeds, Denovo Lennon-P, DG Peace, Peak AltaKalon, Peak AltaMorpheus, Peak Powerhouse, Pine-Tree Denovo Aleo, Stgen Frenzy Kyron-P, Wilra SSI Faneca Ebersol und Winstar Maserati-P