
Hochwertige Milch aus gesunden Eutern von hochleistenden und langlebigen Kühen, das ist genau das, was die Milchviehhalter rund um den Globus wollen. Die Eutergesundheit spielt dabei eine wesentliche Rolle, nicht nur in Punkto Tiergesundheit und -wohl, sondern auch in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit. Es ist ein tiefgründiges Thema mit vielen kleinen Puzzleteilen, die das Bild im Großen und Ganzen gestalten.
JACQUES BERNARD, CHRISTINE MASSFELLER
Der wirtschaftliche Schaden, der durch Eutererkrankungen entsteht, ist gigantisch. Diagnose und Behandlung, Medikamente, Milchausfall, Milchwertverlust der Herde, mögliche Labor- und Untersuchungskosten, Tierwertverluste sowie unfreiwillige Tierabgänge. Das alles sind Kostenfaktoren, die schnell zu großen, finanziellen Löchern in den Betriebskassen führen können. Laut einer Analyse von Phibro-Animal Health Corporation belaufen sich die Kosten für eine durchschnittliche Mastitis auf 326 Dollar. Hinzu kommen Spätfolgen wie Stoffwechsel- oder Fruchtbarkeitsprobleme, mit denen erkrankte Kühe im Anschluss an eine Eutererkrankung zu kämpfen haben. Verschiedene Tiere sind genetisch bedingt anfälliger für Zellzahl und Mastitiden und reagieren sensibler auf äußere Umstände. Meistens sind aber gleich mehrere Tiere innerhalb einer Herde betroffen, was den Kostenpunkt multipliziert und somit den Landwirten nicht nur finanziell, sondern auch moralisch zu schaffen macht.
IMMUNITÄT STÄRKEN
Die Komplexität der Eutergesundheit liegt darin, dass so viele Faktoren Einfluss auf diese nehmen und an so vielen kleinen Stellschrauben gedreht werden muss, um eine eutergesunde Herde zu erhalten. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass nur ein kleines Problem die Betriebe oft vor große Sorgen stellt, denn nicht immer ist das schwache Glied in der Kette gleich auffindbar. Dr. Arnout Dekker ist gelernter Tierarzt und Fütterungsexperte bei Phibro. In unserem Gespräch erklärt Dekker: „Es ist eigentlich schade, dass Mastitis nach wie vor so eine große Rolle in den Betrieben spielt. Bevor wir aber Lösungen vorschlagen können, müssen wir viel über die Betriebe wissen und uns ein großes Gesamtbild machen.“ Ein Lösungsansatz von Phibro ist es, mit dem Produkt OmniGen AF das Immunsystem maßgeblich zu stärken, damit die Tiere weniger anfällig sind. Eine Dosierung von 55 Gramm pro Kuh und Tag in der Fütterung unterstützt die Funktion der Abwehrkräfte bereits um ein Vielfaches. Vor allem in Stresssituationen, wie etwa rund um die Kalbung oder bei Hitzestress, wird das Immunsystem der Kühe stark herausgefordert, weshalb die Fütterung von OmniGen AF in diesen Phasen laut Dekker sehr zu empfehlen ist. In den Betrieben treten über das ganze Jahr immer wieder Stressoren auf, wie etwa Überbelegung, Klauenpflege oder Futterwechsel. Deshalb füttern die meisten von Dekkers Kunden das Futtersupplement jeden Tag. „Am Ende ist es eine Frage des Return of Invest und der Invest in die Gesundheit und Immunität der Kühe zahlt sich in der Regel immer aus“, erklärt Dekker. In vielen seiner Kundenbetriebe konnte er im letzten Sommer beobachten, dass die Tiere mit den Konsequenzen der Blauzungenkrankheit einigermaßen gut zurecht kamen. „Es ist kein Mittel gegen die Krankheit selbst, aber wir wissen, dass die Blauzunge das Immunsystem der Tiere vor große Herausforderungen stellt, weshalb eine zusätzliche Stärkung von Vorteil ist“, begründet Dekker. Bevor er eine Empfehlung für OmniGen AF ausspricht, will Dekker aber sicher sein, dass es auch den gewünschten Effekt bringt. Von daher analysiert er zunächst die Arbeitsprozesse der Betriebe und wieviel Bedeutung dem Thema Hygiene zugeschrieben wird. Zusätzlich interessiert er sich dafür, wie die Liegeboxen und die Melktechnik aussehen und untersucht, ob die Eutererkrankungen kuhspezifisch sind oder im Zusammenhang mit Umweltfaktoren stehen. „Es ist immer besser, man weiß, wogegen man kämpfen muss“, sagt er lachend und schließt ab: „Es sind oft sehr kleine Dinge, die am Ende eine große Differenz für die Verbesserung der Eutergesundheit machen.“
DIAGNOSE UND CONTROLLING
Die Melktechnik spielt in dem Prozess der Milchgewinnung eine ebenso wichtige Rolle wie die Fütterung. Deshalb hat sich die Firma Milkrite Interpuls als Mission gesetzt, mit innovativer Melktechnik die Eutergesundheit zu verbessern. Das wohl bekannteste Produkt von Milkrite ist das dreieckige Zitzengummi, das eine gleichmäßige Schließbewegung ermöglicht und somit weniger Druck auf die Zitzenspitzen ausübt. Neben dieser Innovation besitzt Milkrite aber ein sehr großes Sortiment an Produkten rund um die Melktechnik, wie etwa Melkzeuge, Sammelbecher, Pulsatoren oder Messgeräte. Eine neue Entwicklung stand sowohl beim UK Dairy Day als auch bei der Space-Schau im Mittelpunkt: Das neue MIPulse. „Bei dem MIPulse handelt es sich um ein Diagnose Tool, das den Landwirten hilft, eine hohe Melkleistung aufrechtzuerhalten und sicherstellt, dass Zitzengummis, Pulsatoren und Vakuum stets optimal funktionieren.“, berichtet Nathalie Stacey, die Marketingmanagerin von Milkrite. Durch die permanente Überwachung und Aufzeichnung werden Unregelmäßigkeiten schnell erkannt und die Fehler an den Landwirt übermittelt, so dass diese schnellstmöglich behoben werden können. Die Daten können zu jeder Zeit über Smartphone oder PC eingesehen werden und das System ist kompatibel mit allen gängigen Melktechnik-Herstellern weltweit.
„Die Investition in die Gesundheit und Immunität der Kühe zahlt sich in der Regel immer aus.“
SCHNELLES HANDELN
Neben Fütterung und Technik gibt es noch weitere Faktoren, welche die Eutergesundheit verbessern. Ysabel Jacobs von Ferme Jacobs und Tom Cull von Budjon Farms haben mit uns ihre Erfahrungen im Umgang mit Eutererkrankungen und deren Prävention geteilt. „Zuerst müssen die Basics stimmen, die Kühe müssen immer sauber und trocken liegen. Das Personal bei Budjon versuchen wir so zu schulen, dass es keine Unterschiede gibt, unabhängig wer melkt oder sich um die Tiere kümmert“, berichtet Tom und ergänzt, dass ihnen seit einigen Jahren ein zusätzliches Tool bei der Beobachtung der Tiere hilft, smaXtec. Dabei handelt es sich um einen Bolus, der mit hoher Präzision Daten zur inneren Körpertemperatur, aufgenommenen Wassermenge und Trinkzyklen, Wiederkauaktivität und Tieraktivität erfasst. „Wenn bei einer Kuh ein Alarm für die Körpertemperatur angezeigt wird, sehen wir uns diese genauer an, um festzustellen, ob es sich um eine Reaktion des Immunsystems handeln könnte. Dies hat uns schon mehrmals geholfen, Mastitis sechs bis zwölf Stunden früher zu erkennen, was uns erlaubt, unsere standardisierten Abläufe für Eutererkrankungen früher anzuwenden. Dadurch steigern wir die Heilungschance und das Tierwohl um ein Vielfaches. Und nebenbei verringert sich der Antibiotikaeinsatz“, präzisiert Tom.
EUTERQUALITÄT
Ysabel erklärt, dass bei Ferme Jacobs in zwei unterschiedlichen Systemen gemolken wird, ein Teil der Herde im Anbindestall und ein Teil am Melkroboter. „Bei den Kühe am Melkroboter nutzen wir das Herdenmanagerprogramm von Lely zur Überwachung der Tiere. Wenn eine Kuh auffällig in Zellzahl oder Wohlbefinden ist, dann separieren wir sie vom Rest der Herde, damit eine eventuelle Ansteckungsgefahr reduziert wird und damit wir die Kuh besser beobachten und pflegen können.“ Auch bei Jacobs steht die Reduktion von Antibiotikaeinsatz oben auf der Prioritätenliste, deshalb setzen sie zur Prävention und Heilung von Eutererkrankungen unter anderem auf die weiße Lotion von Udder Comfort. „Wir benutzen Udder Comfort ein bis zwei Tage nach der Abkalbung, wenn die Kühe es benötigen. Damit wird die Durchblutung gefördert und das Eutergewebe wird geschmeidiger. Bei unseren Schaukühen nutzen wir die Lotion jeden Tag, weil wir überzeugt sind, dass es die Euterqualität und -gesundheit fördert“, schließt Ysabel ab.