Den Kurs hat Castel Holsteins in der Schweiz geändert, die Leidenschaft ist geblieben

Das ist Castel Etamine, ein eigenes Zuchtprodukt von Castel Holsteins. Ihr Vater ist Castel Bad-RC (von Swissgenetics) und ihre Mutter ist Castel Christie (<Gold Chip). Das Foto zeigt Etamine mit vier Jahren. Heute ist sie sechs Jahre alt und EX-90 und hat eine schöne Stantons Chief-Tochter namens Castel Holiday VG-85. Die Familie geht auf die Weltsiegerin Castel James Jolie EX-95 zurück.

Viele von Ihnen werden sich sicherlich noch erinnern. An die große Klasse der Schweizer Kuh Castel James Jolie, die sowohl die Nationalschau der Schweiz, die prestigeträchtige Swiss Expo und die Europaschau 2011 gewann. Und damit den ersten Weltsiegerinnentitel in die Schweiz holte. Außerdem war Jolie EX-95 nicht die erste Castel-Kuh, die international auf sich aufmerksam machte. Das hatte vor ihr auch ihre Stallgenossin Castel James Fleur geschafft, die große Schautitel und auch die überragende Bewertung EX-95 errungen hatte. Daneben leistete Fleur auch als Bullenmutter gute Arbeit: ihr Sohn Castel Itter (<Igniter) bekam rund 2.000 Töchter. Beide Siegerkühe stammten aus demselben Betrieb mit nur 30 Kühen von Michel Castella. Eine Besonderheit, vor allem wenn man bedenkt, dass der Stall später noch die Bullen Swissbec Power-Red (aus der Kooperation mit Swissbec) und Castel Bad-RC hervorbrachte.

Jan Bierma, Han Hopman

Aber die Zeiten ändern sich. Sehr sogar. Schauvorbereitungen sind aufwendiger als früher. Auch der Markt für Schaukühe hat sich stark abgeschwächt. Und die Lieferung von Bullen von privaten Züchtern an Zuchtorganisationen ist viel schwieriger geworden. Bei Castel Holsteins in dem Schweizer Ort Sommentier ist sich Florian Castella dessen bewusst. Heute bewirtschaftet er, der Sohn des Bruders (René) von Züchter Michel Castella, den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Megane. Florian hat die (hervorragende) Milchviehherde von 30 auf rund 45 Milchkühe aufgestockt und konzentriert sich heute vor allem auf Leistung, ein funktionales Exterieur und Nutzungsdauer. „Eine verständliche Entscheidung“, findet sein Onkel Michel, der ganz in der Nähe lebt und regelmäßig im Betrieb des Neffen vorbeischaut. „Die Zucht an sich hat sich sehr verändert, und ich finde es wichtig, dass Florian seinen eigenen Weg geht.“ Das Schöne dabei ist, dass Florian mit der großartigen Genetik arbeiten kann, die es in der Castel-Herde reichlich gibt. Als wir ihn nach seiner Stallfavoritin fragen, nennt er gleich den Namen der fast neun Jahre alten Swissbec Spring Brasilia VG-88, eine AltaSpring aus einer kanadischen Doorman-Tochter. „Brasilia ist wirklich eine sehr funktionale, fitte und persistente Kuh, die genau unserem Zuchtziel entspricht“, sagt Florian begeistert. Und obwohl Brasilia inzwischen ca. 70.000 kg mit 4,17 % 3,54 % produziert hat, behauptet Florian ambitioniert: „Wir versuchen, sie 100.000 kg erreichen zu lassen.“ Brasilia gibt aber nicht nur viel Milch, sie züchtet auch bestens! Ihre bisher beste Tochter ist Castel Escale EX-90 von dem eigenen Bullen Castel Bad. Aus Escale hat Florian die vierjährige Letsgo-Tochter Gentiane VG-85 in Milch, die auch schon eine melkende Tochter hat, die junge Färse Castel Ingenue, eine noch nicht eingestufte Tochter von Westcoast Resolute (<Discjockey). Mit anderen Worten: vier Generationen in Milch in einem Stall!

„Dieser Betrieb lieferte die welterste Schweizer Weltsiegerin: Castel James Jolie“

Natürlich ist Brasilia, die aus der Swissbec-Kooperation stammt, eine wertvolle Ergänzung der Castel-Herde, aber inzwischen haben auch die ursprünglich eigenen Familien aufgeholt. Das beste Beispiel dafür ist die hier abgebildete Castel Etamine, die auch eine Tochter des Bullen Bad (<Bankroll <Let It Snow) ist. Etamine ist eine EX-90 Tochter aus der Gold Chip-Tochter Christie EX-91, die über eine EX-90 McCutchen und eine Sid aus der Weltsiegerin Jolie stammt! Florian kann also aus einem Pool besten Zuchtmaterials schöpfen und sucht dabei die optimale Kombination von Leistung und Nutzungsdauer. In einer Hinsicht sind ihm allerdings die Hände gebunden. Weil aus seiner Milch Gruyère-Käse hergestellt wird, darf er keine Silage füttern. Die Ration besteht deshalb aus Heu, Kraftfutter und Mineralstoffe. Trotzdem erreicht Florian damit einen guten Schnitt von 9.500 kg 4,20 % 3,45%. Ja, der Kurs bei Castel Holsteins hat sich geändert, aber der Betrieb arbeitet weiterhin mit bester Genetik auf das passende Zuchtziel hin.

Michel Castella, sein Neffe Florian Castella, dessen Frau Megane und Tochter Emma. (Sohn Tobias ist nicht auf dem Foto.)

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