Brian Behnke mit dem St.Jacobs-Bullen Brenland Denver: „Mit Lineair Choice bietet St. Jacobs hochwertige Holsteinbullen, die in Kombination mit jeder Kuh gut gebaute, produktive und gesunde Milchkühe liefern.‘“
„Type without Compromise“ – ausgehend von dieser Vision entwickelte St.Jacobs-ABC internationale Erfolgsbullen wie Dundee, Destry-RC, Aftershock, Crush und Denver. Jüngere „St.Jacobs Choice“-Beispiele für Bullen für das Exterieur-Topsegment sind Fitters Choice, Showtime-RC und Dreambig. Seit anderthalb Jahren arbeitet das ABS-Unternehmen an einer neuen Produktlinie, die speziell auf die kommerzielle Milchviehhaltung ausgerichtet ist. Brian Behnke, der erfahrene St.Jacobs-Geschäftführer, spricht von einer großen Herausforderung. „Die Entwicklung von St.Jacobs Lineair Choice ist mein persönliches Olympia.“
JORDEN STEGINK, HAN HOPMAN
Im Mai startete HI eine neue Interviewreihe mit Bulleneinkäufern. Nach Carlos Ugarte vom spanischen Unternehmen Aberekin, sprechen wir nun mit Brian Behnke von St.Jacobs-ABC. Behnke wurde auf dem Betrieb Bur-Wall Holstein in Wisconsin geboren, der zweimal von Holsteins USA als „Herd of Excellence“ ausgezeichnet wurde. Auch Glenn-Ann Holsteins, der Betrieb seiner Schwiegereltern, auf dem Behnke für die züchterischen Entscheidungen verantwortlich war, erhielt eine Herd of Excellence-Auszeichnung. Nach seinem Studium wurde Behnke Sire-Analyst bei Landmark Genetics in Washington. Es folgten Herdenmanager-Positionen bei Roylane Holsteins und Wilcoxview Farms ebenfalls in Washington. Ab 2003 war Behnke als Verkäufer, Regionalmanager und Sire-Analyst bei Semex tätig. Seit 2016 ist Behnke für die Produktentwicklung und Vermarktung beim Unternehmen St.Jacobs-ABC zuständig, das vor 50 Jahren in der kanadischen Provinz Ontario gegründet wurde. Und überdies ist Behnke auch weltweit als Preisrichter bei Schauen gefragt.
DREAMBIG
Behnke sitzt an seinem Schreibtisch. Ein vertrautes Bild für alle, die an einem seiner Webinare teilgenommen haben, in denen er Erläuterungen zu den streng auf Exterieur, Leistung und Gesundheit selektierten St.Jacobs Choice-Bullen gibt. Ein aktuelles Beispiel ist Jacobs Showtime-RC (HI 11/2021). Trotzdem ist der Excalibur-Sohn aus der Weltsiegerin Erbacres Snapple Shakira EX-97, dessen schneeweiße Töchter jetzt in großer Zahl geboren werden, nicht der populärste St.Jacobs Choice-Vererber. „Unser derzeit meistverkaufter junger Bulle ist Kings-Ransom Dreambig“, erzählt Behnke mit leuchtenden Augen. Dreambig (HI 02/2022) wurde aus Kings-Ransom Dandy (EX-92 Granite-EX-92 Delta-EX-94 Doorman-EX-94 Dorcy) gezüchtet. Behnkes Kommentar zu dem Parkhurst Samaritan-Sohn mit 2753 gTPI, +2.98 gPTAT sowie den Milcheiweißvarianten A2A2/BB: „Dreambig erfüllt fast alle Anforderungen, die Milchviehhalter heute haben. Dazu gehören viel Milch, positive Inhaltsstoffe, nicht zu viel Größe, leicht abfallende Becken, leicht gewinkelte Beine und etwas längere Striche. Dreambig ist damit in vielerlei Hinsicht ein Musterbeispiel für St.Jacobs Linear Choice, unsere neue und äußerst streng selektierte Produktgruppe für Viehhalter, die ausbalancierte Kühe suchen.“
17 KRITERIEN
Behnke nimmt seine Aufgabe als Bulleneinkäufer sehr ernst. Das gilt für die Auswahl der bestehenden Bullenkategorie St.Jacobs Choice, in die jetzt jedes Jahr sechs neue Bullen aufgenommen werden sollen, aber vor allem auch für die Linear Choice, das brandneue Bullensortiment von St.Jacobs. „Die ersten beiden Linear Choice-Bullen werden seit Mai in Frankreich und Japan verkauft. Ab August startet das Linear Choice-Programm in weiteren Ländern. Wir möchten ein internationales Angebot generieren, das aus 25 verfügbaren Bullen besteht.“
Behnkes Worte machen uns neugierig. Um eine nähere Erläuterung gebeten, bezieht sich der St.Jacobs-Manager erneut auf das Zuchtwertprofil seines Verkaufsschlagers Dreambig. „In den letzten Jahren habe ich intensive Gespräche mit den internationalen St.Jacobs-Vertretern geführt und sie gefragt, welchen Typ Holsteinbullen ihre Kunden am ehesten brauchen. Anhand dieser Gespräche habe ich 17 Kriterien ausgearbeitet, die ein hochwertiger, problemlos einsetzbarer Bulle erfüllen muss. Dazu gehören mehr als 600 lb Milch, positive Inhaltsstoffe, +0.4 bis +2.0 Größe, weniger als 2.9 Zellzahl, keine Haplotypen und eine gute Töchterfruchtbarkeit. Mit Letzterem meine ich nicht weniger als -0.1/-0.2 Cow Conception Rate. St.Jacobs selektiert bewusst auf die Conception Rate statt auf die Daughter Pregnancy Rate. Mit einer guten Cow Conception Rate bekommt man milchreiche Kühe, die dann tragend werden, wenn der Viehhalter das möchte. Alle Kriterien gleichzeitig sind schwer zu erfüllen. Anfang 2020, als wir die 17 Voraussetzungen festgelegt haben, waren dazu nur 23 verfügbare Bullen in der Lage. Dreambig ist davon nicht weit entfernt. Er züchtet mit +2.78 zum Beispiel etwas zu viel Größe. Bullen zu entwickeln, die alle Kriterien erfüllen, ist eine große Herausforderung. Das Linear Choice-Programm umzusetzen, sind meine Olympischen Spiele.“
PROGNOSE
Hinter den 17 kritischen Selektionskriterien, die das Ergebnis intensiver Gespräche mit den internationalen Verkäufern sind, steckt Behnke zufolge eine längere Geschichte. „Die Milchviehhalter auf der ganzen Welt wollen kräftige, gut gebaute Holsteins, die in jeder Laktation viel Milch mit hohen Inhaltsstoffen geben und gleichzeitig gesund sind. Ein langfristig gutes Exterieur ist dafür die Grundlage. Milchkühe müssen langlebig sein, ein starkes, funktionales Euter haben und sich außerdem gut bewegen können. Dazu kommen noch diverse andere kritische Aspekte, zum Beispiel eine korrekte Beinstellung, Beckenform und Strichlänge.“
Auf der Suche nach geeigneten Kandidaten durchkämmt Behnke jeden Monat die Listen der neu getesteten genomischen Bullen. „Alle 17 Kriterien zu erfüllen, ist sehr schwer. Und es stellt sich die Frage, wie man mit Bullen umgeht, die nur ein Kriterium oder einige nicht erfüllen. Auch das habe ich unsere Verkäufer weltweit gefragt. Die haben mir bestätigt, dass sie mit Bullen, die ein Kriterium nicht erfüllen, noch immer gut arbeiten können. Mehr sollten es aber nicht sein. Dann verlöre St.Jacobs Linear Choice seine Bedeutung.“
Behnkes Motivation, die richtigen Bullen für St.Jacobs Linear Choice zu finden, ist groß. „Die erste Prognose vor 18 Monaten, als das Programm ins Leben gerufen wrude, waren 100.000 Portionen herkömmliches Sperma und über 30.000 Portionen Sexcel (gesextes Sperma). Seitdem ist die Nachfrage auf 300.000 Portionen herkömmliches und 200.000 Portionen gesextes Sperma gestiegen. St.Jacobs ist traditionell auf das Exterieursegment festgelegt. Linear Choice, in dessen Fokus durchschnittlich entwickelte Kühe mit korrekten Beinen, Becken und Strichlänge stehen, ist unsere Eintrittskarte in die kommerzielle Milchviehhaltung.“
SICHERHEIT
Die ersten Linear Choice-Bullen, die im Mai in Frankreich und Japan auf den Markt kamen, erwähnte Behnke bereits. Das sind Siemers Rockytop (2974 gTPI), ein Cookiecutter Hilltop (<Challenger)-Sohn aus Siemers Roz 31076 (VG-88 Renegade-VG-86 Lincoln-EX-90 Kingboy) und Kings-Ransom Dozer (2908 gTPI/High Jump-Legacy-Imax). „Wir haben in Frankreich angefangen, weil die Nachfrage dort riesig ist. Auch Japan ist traditionell ein guter Markt für uns. Dadurch dass wir in diesen beiden Ländern begonnen haben, können wir von Rockytop, Dozer und anderen Lineair Choice-Bullen weiter Vorräte anlegen, bis wir sie im August weltweit vermarkten.“
St.Jacobs hat zurzeit zehn junge Linear Choice-Vererber. „Ihre Herkunft ist grundsätzlich egal: ob von Züchtern in Nordamerika bis zum Denovo-Nukleusprogramm von ABS-Global. Mit dem niederländischen ABS-Zuchttechniker Hendrik Albada suchen wir auch intensiv in Europa.“ Behnke, Züchter mit Leib und Seele, freut sich, dass von den Bullen, die aus den ersten, speziell für Linear Choice eingekauften Embryonen geboren wurden, gleich zwei alle 17 Kriterien erfüllen. Im Aufbau und in der Umsetzung des Linear Choice-Programms fließen Behnkes enorme Kenntnisse im Bereich Milchviehhaltung, Zucht und Vermarktung zusammen. Ein Erfahrungsschatz, der in den Neunziger Jahren sehr von Pete Blodgett beeinflusst wurde, der zu der Zeit zuchttechnischer Leiter bei Landmark Genetics und davor bei Diamond-S Ranch und Carnation Farms für die Zucht verantwortlich war. „Blodgett züchtete mit recht einfachen Mitteln zum Beispiel bei Carnation viele imposante kommerzielle Milchkühe. Gleichzeitig suchte er die drei wichtigsten Punkte heraus, die er verbessern wollte, und suchte dann den passenden Bullen dazu. Mit Lineair Choice bietet St.Jacobs hochwertige Holsteinbullen, die in Kombination mit jeder Kuh gut gebaute, produktive und gesunde Milchkühe liefern. Linear Choice bietet kommerziellen Milchviehbetrieben damit Sicherheit. Sicherheit, die auf DNA-Zuchtwerten und – ganz nach St.Jacobs-Tradition – gleichzeitig auf dem Wissen über Kuhfamilien und Bullenkombinationen basiert.“ l